Viele Wege führen nach Rom. Da Burnout als eigenständige Krankheit nicht anerkannt ist, kommt es natürlich im Behandlungsbereich dieses Phänomens zu Schwierigkeiten. Vielen Hilfesuchenden werden alternative Diagnose ausgestellt, damit Hilfe über die Krankenkassen überhaupt finanziert wird. Das macht auch die Auswertung verteilter Diagnoseschlüssel, bei psychischem Leiden, schwierig. Die Frage kommt auf: Wie wahr sind die tatsächlichen Zahlen? Wann sind diese aus der Not oder der Ratlosigkeit des behandelnden Arztes entstanden?

Ein weiteres Problem ist die Wartezeiten für angebotene Psychotherapien, diese zeigt ein Missverhältnis von Angebot und Nachfrage. Das entnehme ich aus den durchschnittliche Wartezeiten auf einen Therapieplatz bis zu über einem halben Jahr .

Stressoren unserer Zeit

Berücksichtigt muss werden, dass der Anstieg von Individualismus, Möglichkeiten, Reizüberflutung, Social Media, gesteigerte Selbstoptimierung, Gesundheitssucht, Ernährungsgurus, Bildungsdruck, gesteigerter Besitzanspruch, Multitasking, Werteverschiebungen, ein überfordertes unternehmerisches „Ich“ erzeugt. Die unbegrenzten Möglichkeiten haben zu Desorientierung und Überforderung der menschlichen Spezies geführt. Hier kann viel Verantwortung für unser „Massen-ausgebrannt-seins“ gefunden werden. Es ist also keine ansteckende Krankheit, wie in einer Pandemie, sondern ein ansteckendes Verhalten. Man geht halt gern mit der Herde, um dem Wunsch nach Zugehörigkeit nachzukommen. Ein überlebenswichtiger Urinstinkt des Menschen aus der Steinzeit, denn der Mensch gruppiert, bewältigt Gefahren und sein Überleben einfach besser. Das hat er gelernt. Wer nicht mitmacht und mithält verliert den Anschluss. So zumindest gefühlt.
Dieses Phänomen ist auch in der Berufswelt dokumentiert.
Elitäre Berufe, wirtschaftliche Stärke und Prominenz qualifizieren einen zu den “ Besseren“ einer Gesellschaft. Leidenschaft, Berufung, Begeisterung und Nutzen an und mit einer Tätigkeit stehen gesellschaftlich ehr hinten an.
Diese Einstellung soll der Schlüssel zur Glücksbringung eines Lebens sein, sofern man nur geschickt zu den Sternen greift.
„The Sky is the Limit.“
Erfolg eines Menschen, gemessen anhand von Likes und Klicks auf Sozial Media Kanälen. Verbrennung von Lebenszeit in Massen.
Alles dienlich der Sichtbarkeit und der Bedeutung seiner selbst. Gern genutzt als Antidot gegen Einsamkeit. Aber gemessen, waren Menschen nie so einsam wie heute. Viele Worte gesprochen und am Ende kein Produkt.

Mutige nutzen den anonymen Raum hinter dem Monitor eines PC´s um mit wildfremden Menschen in kriegsähnlichen Dialogen in Kontakt zu treten.

Alles fern jeglichen Niveaus und dem Fehlen von Sinn. Vernichten und erheben, um das eigene Klein zu Vergrößern.
Das Gefühl von Zugehörigkeit bedient, wenn sich Artgenossen im ähnlichen rhetorischen Niveau dazugesellen.
Lösen tut es nichts. Die eigene Aggressivität mit dem Effekt dominoartiger, selbst beigebrachten schlechten Laune.
Fröhlich fühlt man schöner.

Wo ist die Liebe hin ?

Schauen wir auf die Liebe und das Paarungsverhalten.
Mein Gott, bin ich froh, zu einer Generation zu gehören, die sich bei der Suche nach einem Objekt der Begierde, in Clubs, Diskotheken und diversen Freizeiteinrichtungen kennenlernen konnten. Man tauschte noch Blicke aus, wurde rot und arbeitete Strategien aus, allein zum Zwecke der Annäherung. Heute lernt man sich über Dating Plattformen kennen. Man trifft eine größere Auswahl an Kandidaten, erschafft sich eine Liste und arbeitet diese über Kurz Datings ab. Der – bzw. diejenige, die die größten Übereinstimmungen in den gestellten Ansprüchen abdeckt, macht das Rennen. Wenn es dann doch nicht passt, verschwindet man ohne Worte. Man nennt das “ Ghosting „.
Übrig bleibt ein Gefühl des „Nicht-genug-seins“ und der Minderwertigkeit bei den Abgelehnten.

Am Ende bleibt die Leere, die sich nach (Er)füllung sehnt. Der Mensch fischend im falschen Teich.

Das Hilfsangebot, welches ich biete, dreht sich somit oft um einen Abgleich der benötigten Lebensbausteine für ein glückliches Leben. Alles geknüpft an die Bedürfnisse des individuellen Klienten und um ein Ausmisten von den nicht benötigten Attributen, die das Leben verkomplizieren und lebensunwertig macht. Die Voraussetzung ist alleinig der Wille zur Veränderung selbstschädigenden Verhaltens und Denkens.